Presseartikel 2009

09.03.2009

Gadebuscher Wurst in aller Munde

Von Krise ist bei Puttkammer nichts zu spüren

In Gadebusch ging es gestern um die Wurst. Denn Schulkinder hatten die· seltene Gelegenheit, einen Blick in die Hallen der Puttkammer Fleischwaren-Spezialitäten GmbH zu werfen. In dem Unternehmen sind 80 Frauen und Männer beschäftigt. Sie verarbeiten täglich zehn Tonnen Fleisch ­ und von Krise ist dort noch nichts zu spüren.

Gadebusch
Michael Schmidt

Nur gucken, nicht anfassen. Das gilt für eine Rasselbande, die sich n eine Halle wagt, die normalerweise eine Tabuzone für Betriebsfremde ist. Täglich werden hier zehn Tonnen Fleisch verarbeitet und veredelt. Von Krisenzei­ten ist dort auch jetzt keine Rede. „Wir haben bislang keine Auswirkungen gespürt. Gegessen wird immer und wir liefern Qualitätsprodukte“, sagt Lars Puttkammer. Den Kindern scheinen sie nicht zu schmecken. Sie verschmähen Schinkenröllchen mit Meerrettichfüllung. Sie rufen „Äh“. als sie das Wort Blutwurst hören. Sie jubeln erst, als sie vor riesigen Räucheröfen Würstehen probieren dürfen. Zehn Tonnen Fleisch ­ Schwein, Rind, Hähnchen und Pute – werden in der Gadebuscher Industriestraße pro Tag verarbeitet. Um 4 Uhr beginnt die erste Schicht, gegen 23 Uhr hat die zweite Feierabend.

Zwischendurch rattern die Maschinen. Auf einen Schinkenröllchen-Automaten ist Puttkammer besonders stolz. „Er ist ein Prototyp und wurde speziell für uns entwickelt. Wir sind in Deutschland das einzige Unternehmen, in dem solch eine Maschine im Einsatz ist“, verrät Puttkammer. Kostenpunkt: 250 000 Euro. Insgesamt investierte die Firma im vergangenen Jahr 5,2 Millionen Euro in die Aspik-Produktionshalle.

„Auch trotz dieser Investitionen habe ich keine Angst“, sagt Puttkammer vor dem Hintergrund der Finanz- und Wirtschaftskrise.

Die Drittklässler aus Gadebusch wollen nicht nur Schinkenröllchen und Würstchen probieren, sondern auch ihren Wissensdurst stillen. Sie fragen, ob hier auch Käse und Margarine hergestellt werden. wie alt ein Fleischerlehrling sein muss und ob es auch mal Feierabend gibt? Ein Mädchen will außerdem wissen, seit wann Lars Puttkammer eigentlich Chef ist. „Sie können das ja nicht schon seit 180 Jahren sein“, meint die Kleine. „Richtig, seit zehn Jahren bin ich Chef. Aber die Firmengeschichte reicht etwa 180 Jahre zurück und ich bin Fleischer in der 5. Generation“, antwortet der Unternehmer.

Die mehr als 100 Produkte, die die Firma in Gadebusch herstellt, werden zum größten Teil in Deutschland verkauft. Exportlieferungen gibt es nach Polen. Tschechien, Ungarn, Österreich und Schweden. Die besondere Stärke ist die Aspikproduktion. Neu und ohne Zusatzstoffe ist u. a. ein Gourmet-Sülzkotelett mit maximal drei Prozent Fett.

Mit einem Alarmsignal endet für die Knirpse die Info­tour. Auslöser ist ein Farbstift, der auf einem Lieferband nichts zu suchen hat. Lars Puttkammer legte ihn darauf. Er wollte den Mädchen und Jungen beweisen, dass nur jenes in die Verpackung gelangt, was hineingehört: Spezialitäten.

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Kritischer Blick: Die Drittklässlerin Chantal wird bestimmt mal Lebensmittel-Testerin.

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Lars Puttkammer gewährte der Klasse 3a gestern einen Blick in die Produktionshallen des Unternehmens – eine absolute Ausnahme.